Eines Tages ging Amir zum Markt, um einen neuen Krug zu kaufen, denn sein alter war zerbrochen. Auf dem Weg dorthin sah er einen alten Mann am Straßenrand sitzen, umgeben von einem Haufen Scherben.
„Was machst du da?“ fragte Amir neugierig.
Der alte Mann lächelte weise und sagte: „Ich sammle zerbrochene Krüge. Sie erzählen Geschichten von Menschen, die sie einst benutzten.“
Amir fand das faszinierend und setzte sich zu dem alten Mann. Dieser begann, ihm von jedem Krug zu erzählen: von einem Krug, der einst Wasser für eine ganze Familie getragen hatte, bis er eines Tages fallen gelassen wurde; von einem anderen, der bei einem Fest voller Freude zersprang. Amir hörte aufmerksam zu, doch nach einer Weile bemerkte er etwas Seltsames. Der alte Mann hatte so viele Scherben um sich herum gesammelt, dass er kaum noch Platz zum Sitzen hatte. Und obwohl er die Geschichten liebte, schien er nie wirklich glücklich zu sein.
„Warum sammelst du all diese Scherben?“ fragte Amir schließlich. „Sie sind doch kaputt und können nicht mehr benutzt werden.“
Der alte Mann seufzte und antwortete: „Ich dachte immer, ich könnte sie reparieren. Aber je mehr ich sammle, desto schwerer wird es, den Überblick zu behalten. Und während ich mich mit den Scherben beschäftige, habe ich vergessen, wie man neue Krüge macht.“
Amir dachte lange über die Worte des alten Mannes nach. Schließlich stand er auf und sagte: „Vielleicht ist es Zeit für dich, aufzustehen und wieder Töpfer zu werden.“
Der alte Mann schaute Amir lange an und nickte schließlich langsam. „Vielleicht hast du recht.“
Auf seinem weiteren Weg zum Markt fühlte sich Amir seltsam erleichtert. Er verstand nun: Es ist gut, Mitgefühl für die Zerbrochenen zu haben – aber wenn man sich nur mit ihnen umgibt, kann man selbst zerbrechen.
Amir kaufte einen neuen Krug und trug ihn vorsichtig nach Hause. Und von diesem Tag an achtete er darauf, mit Menschen zusammen zu sein, die ihn stärkten – nicht nur mit denen, die ihn brauchten.
Umgib dich nicht nur mit gebrochenen Menschen oder Dingen – sie können dich herunterziehen. Es ist wichtig, Mitgefühl zu zeigen, aber genauso wichtig ist es, dich selbst zu schützen und Menschen in dein Leben zu lassen, die dir Kraft geben.