Eines Abends beschloss Paul, end­lich vor sei­nen Dämo­nen davon­zu­lau­fen. Wört­lich.

„Genug ist genug“, mur­mel­te er und schnür­te sei­ne neu­en Lauf­schu­he. „Wenn ich schnell genug ren­ne, kön­nen mich die Sor­gen nicht ein­ho­len.“

Gesagt, getan. Paul sprin­te­te los, hin­aus in die dunk­le Stadt. Und tat­säch­lich – es fühl­te sich gut an! Der Wind in sei­nem Gesicht, die rhyth­mi­schen Schrit­te auf dem Asphalt … bis er nach ein paar Stra­ßen merk­te, dass sein Dämon locker neben ihm her jogg­te.

„Nicht schlecht für den Anfang“, sag­te der Dämon und wisch­te sich den ima­gi­nä­ren Schweiß von der Stirn. „Aber du weißt schon, dass ich immer Aus­dau­er­trai­ning gemacht habe?“

Paul stol­per­te, keuch­te und ver­such­te, schnel­ler zu wer­den. Der Dämon blieb unbe­ein­druckt.

„Du kannst mich nicht abhän­gen“, sag­te er grin­send. „Ich bin Teil dei­nes Kop­fes. Und, na ja … du bist nicht gera­de Usain Bolt.“

Paul blieb schließ­lich ste­hen, völ­lig außer Atem. „Und was jetzt?“ frag­te er.

Der Dämon zuck­te die Schul­tern. „Setz dich doch mal hin.“

Wider­wil­lig ließ sich Paul auf eine Park­bank fal­len. Der Dämon tat es ihm gleich.

„Weißt du“, sag­te der Dämon, „ich bin gar nicht dein Feind. Ich bin nur all die Din­ge, vor denen du dich drückst. Dei­ne Ängs­te, dei­ne unge­lös­ten Gedan­ken, dei­ne Träu­me, die du nie ver­folgst. Ich ren­ne nicht hin­ter dir her, um dich zu quä­len. Ich ren­ne hin­ter dir her, weil ich gehört wer­den will.“

Paul sah ihn miss­trau­isch an. „Und wenn ich ein­fach wei­ter weg ren­ne?“

Der Dämon grins­te. „Dann sehen wir uns eben beim nächs­ten Sprint. Aber ganz ehr­lich – wäre es nicht weni­ger anstren­gend, mir ein­fach mal zuzu­hö­ren?“

Paul seufz­te. Viel­leicht hat­te der Dämon recht. Jog­gen war defi­ni­tiv nicht sei­ne Stär­ke. Und so ver­brach­ten sie die Nacht redend auf der Park­bank – und am nächs­ten Mor­gen fühl­te sich Paul zum ers­ten Mal seit Lan­gem nicht mehr so gehetzt.

Du kannst vor dei­nen Dämo­nen weg­lau­fen – oder ihnen eine Bank und eine Tas­se Kaf­fee anbie­ten. Am Ende ist Zuhö­ren oft weni­ger anstren­gend als Flucht.