Oder: Warum der erste Eindruck nicht immer zählt – aber das dritte Bauchgefühl meistens schon.
Dr. Johannes B. Klartext stand im Besprechungsraum einer Blechveredelungsfirma in Gladenbach und nippte an einem Filterkaffee, der seine besten Zeiten in den 90ern gehabt haben dürfte.
„Der da hinten rechts“, flüsterte der Geschäftsführer leise und unauffällig unauffällig, „das ist unser Spezialist. Der kann was. Aber …“ – und hier trat das große ABER in den Raum wie ein Elefant im Blaumann – „… irgendwie stimmt was nicht.“
Klartext sah sich den Mann an. Guter Auftritt. Schnelles Denken. Redegewandt. Zu jedem Thema eine Meinung. Zu keiner Meinung eine Verantwortung. Und spätestens beim dritten Gespräch fiel ihm auf: Nach jedem Meeting mit dem Spezialisten war die Energie im Raum auf dem Level von Knäckebrot.
Die stille Zersetzung
„Er ist nie laut geworden“, erzählte die Personalleiterin beim nächsten Spaziergang über den Hof.
„Aber er war immer irgendwie … daneben. Kritisch, aber nie lösungsorientiert. Helfend, aber immer mit einer kleinen Spitze. Das Team ist vorsichtig geworden. Und wir müde.“
Klartext nickte. Es war nicht das erste Mal, dass er diesem Phänomen begegnete: Menschen, die formal perfekt ins Raster passen – und dabei emotional ganze Teams lahmlegen. Sie sabotieren nichts Offensichtliches, sondern die Atmosphäre. Das Vertrauen. Die Bereitschaft, über den eigenen Schatten zu springen.
Klartext spricht Klartext
Am Ende der Woche saß Klartext mit dem Geschäftsführer beim Feierabendbier – alkoholfrei, aus Prinzip.
„Wissen Sie“, sagte er, „ich glaube, Sie wissen längst, was zu tun ist. Sie haben nur Angst, dass Sie dann als ungerecht dastehen. Aber Führung ist kein Beliebtheitswettbewerb. Es geht nicht darum, wer am klügsten spricht, sondern wer das Klima prägt.“
Der Geschäftsführer schwieg. Dann lächelte er. „Ich hab zu lange gehofft.“
Zwei Wochen später war der Spezialist weg.
Und drei Wochen später sagte die Kollegin aus der Buchhaltung beim Kantinenessen:
„Ich wusste gar nicht, dass Arbeit wieder Spaß machen kann.“
Was bleibt?
Manchmal ist es keine große Krise, die ein Team lähmt. Sondern ein Mensch, der nicht am Tisch sitzt, sondern auf ihm tanzt – in der Gewissheit, dass ihm sowieso niemand die Musik abdreht.
Dr. Klartext weiß: Wer zu spät handelt, zahlt doppelt – mit Geld, Vertrauen und Schlaf.
Aber wer klar bleibt, schützt nicht nur die Zahlen, sondern die Seele eines Unternehmens.
KLARTEXT-MERKSATZ
Fachliche Brillanz ist kein Freifahrtschein für zwischenmenschliche Erderwärmung.
Der Preis des Zögerns ist immer höher als der Mut zur Grenze.
Dr. Johannes B. Klartext
Mittelstandsberatung aus Marburg-Biedenkopf.
Mit Herz. Mit Verstand. Mit Klartext.