In einem Dorf leb­te ein alter Mann namens Eli­as. Sein von der Son­ne gegerb­tes und von den Jah­ren gezeich­ne­tes Gesicht trug die Spu­ren eines Lebens vol­ler Weis­heit. Die Dorf­be­woh­ner ver­ehr­ten ihn, denn er besaß die sel­te­ne Gabe, selbst die schwie­rigs­ten Pro­ble­me zu lösen.

Eines Tages klopf­te ein jun­ger Mann namens Jakob an die Tür von Eli­as. Ver­zweif­lung lag in sei­nen Augen, als er fleh­te: „Eli­as, mein Leben ist ein Wir­bel­sturm der Sor­gen. Ich weiß nicht mehr, wohin ich mich wen­den soll.“

Eli­as lächel­te freund­lich und bat Jakob, sich zu set­zen. „Erzähl mir von dei­nen Sor­gen“, sag­te er mit lei­ser Stim­me.

Jakob schüt­tet sein Herz aus. „Bei der Arbeit baut sich Druck auf, mein Chef hört mir nicht zu und lässt mir kei­ne Luft zum Atmen. Zu Hau­se zer­reißt mich der Streit mit mei­ner Frau. Und dann die­ses Wet­ter! Der Dau­er­re­gen ver­nich­tet mei­ne Ern­te. Ich bin am Ende mei­ner Kräf­te.“

Eli­as hör­te gedul­dig zu, sein Blick war vol­ler Ver­ständ­nis. Als Jakob ver­stumm­te, nahm Eli­as zwei Töp­fe und stell­te sie vor sich auf den Tisch. In den einen Topf leg­te er einen schwe­ren Stein, in den ande­ren füll­te er kla­res Was­ser.

„Schau, Jakob“, sag­te Eli­as. „Die­ser Stein hier sym­bo­li­siert dei­nen stren­gen Chef. Er ist schwer und unnach­gie­big, wie der Stein. Ihn zu ver­än­dern, ist ein müh­sa­mes Unter­fan­gen. Du könn­test ver­su­chen, ihn zu bear­bei­ten, aber das wür­de Zeit und Kraft kos­ten, wahr­schein­lich ohne Erfolg. Es liegt nicht in dei­ner Macht, ihn zu ver­än­dern. Akzep­tie­re das als Rand­be­din­gung, ler­ne damit umzu­ge­hen, indem du dich anpasst, oder ver­las­se die Situa­ti­on.“

Eli­as nahm den Was­ser­topf. „Die­ses Was­ser hier steht für dei­ne Pro­ble­me mit dei­ner Frau und die Sor­gen um dei­ne Ern­te. Was­ser ist wan­del­bar. Es kann in alle For­men gegos­sen wer­den, flie­ßen, ver­duns­ten und wie­der zu Regen wer­den. Das sind Her­aus­for­de­run­gen, die gemeis­tert wer­den kön­nen. Sprich mit dei­ner Frau, fin­det gemein­sam Lösun­gen und Kom­pro­mis­se. Sucht nach neu­en Metho­den, um dei­ne Ern­te trotz des Wet­ters zu schüt­zen.“

Jakobs Augen­brau­en hoben sich fra­gend. „Aber wor­an erken­ne ich den Unter­schied, Eli­as?“

Eli­as lächel­te. „Das ist wah­re Weis­heit, mein Freund. Die Fähig­keit zu unter­schei­den, was man ändern kann und was man akzep­tie­ren muss. Ein Stein wird immer ein Stein blei­ben, aber Was­ser kannst du for­men. Wenn du die­se Weis­heit erlangst, wirst du Frie­den fin­den, selbst inmit­ten der größ­ten Stür­me.“

Mit einem Her­zen vol­ler Dank­bar­keit und einem neu­en Blick auf sei­ne Sor­gen ver­ab­schie­de­te sich Jakob von Eli­as. Er wuss­te nun, dass er zwar nicht alles ändern konn­te, aber dass er die Kraft hat­te, die Din­ge, die in sei­ner Macht stan­den, zum Bes­se­ren zu wen­den.