Es war einmal ein Meister namens Ravi, der in einem einfachen Ashram am Ufer des Ganges lebte. Eines Tages kamen zwei Geschäftsleute aus der Stadt zu ihm, die ihrer Führungsaufgaben und des ständigen Drucks müde waren.
„Meister Ravi“, sagten sie, „wir führen große Teams, aber oft fühlt es sich falsch an. Wie können wir besser führen?“
Ravi lächelte milde. „Kommt, lass uns am Fluss spazieren gehen.“ Sie gingen schweigend, bis sie vier Fischer sahen, die ihre Netze auswarfen.
„Seht ihr den ersten Fischer da?“ sagte Ravi. „Sein Netz ist neu, seine Bewegungen sind unbeholfen. Was macht der ältere Fischer?“
„Er zeigt ihm, wie es geht“, antwortete einer der Geschäftsleute.
„Ja, genau. Manchmal braucht man klare Anweisungen. Das ist nicht falsch. Das ist Liebe in Aktion.“
Sie gingen weiter. „Seht ihr den zweiten Fischer da? Er kennt die Bewegungen, aber sein Netz verheddert sich. Was macht sein Freund?“
„Er hilft ihm geduldig und erklärt ihm alles noch einmal“, sagte der andere Geschäftsmann.
„Das stimmt. Manchmal braucht man Geduld und Ermutigung. Auch das ist Liebe.“
Beim dritten Fischer blieben sie stehen. „Er wirft sein Netz gut aus, aber er zögert. Was macht sein Begleiter?“
„Er nickt ihm zu, als wolle er sagen: Du schaffst das!“
„Genau. Vertrauen schenken ist auch Liebe.“
Zuletzt sahen sie einen alten Fischer, der mit großer Geschicklichkeit arbeitete. „Und hier?“, fragte einer der Geschäftsmänner.
„Niemand hilft ihm. Er braucht es nicht“, antwortete Ravi.
„Ja, genau. Ihn in Ruhe zu lassen und seine Kunst zu schätzen – auch das ist Liebe“.
Die Geschäftsleute verstanden. „Aber woher wissen wir, was jeder Einzelne braucht?“, fragten sie.
Ravi lachte leise. „Indem wir genau hinschauen, aktiv zuhören und mit dem Herzen fühlen. Führung ist keine Technik, die man lernen kann. Es ist die Kunst, jeden Menschen in seiner Einzigartigkeit zu erkennen und ihm das zu geben, was er gerade braucht. Das ist situative Führung. Das ist Liebe.“