In der ruhigen Gelehrtenschule von Konya saß Meister Nasrudin geduldig inmitten seiner eifrigen Schülerinnen und Schüler, als plötzlich ein aufgeregter Junge in den Raum stürmte.
„Meister, mein Vater ist schwer krank!“, rief er atemlos. „Was kann ich tun, um ihm zu helfen?“
Nasrudin sah den Jungen mit warmen Augen an. „Geh nach Hause, mein Sohn“, sagte er leise. „Nimm einen Topf und erhitze Wasser, bis es kocht.“
Verwirrt, aber dem Meister vertrauend, lief der Junge davon. Bald kam er aufgeregt zurück: „Das Wasser kocht, Meister!“
Nasrudin nickte. „Gut, stell den Topf auf den Boden und warte, bis es ganz abgekühlt ist.“
Der Junge gehorchte und berichtete stolz, als das Wasser seine Hitze verloren hatte. Ein Lächeln umspielte Nasrudins Lippen:
„Jetzt hast du getan, was du tun musstest. Geh zu deinem Vater und sei einfach für ihn da. Manchmal ist es die größte Hilfe, in Liebe da zu sein.“
Der Junge eilte zu dem Kranken, der matt in seinem Bett lag. Er setzte sich neben ihn und nahm die Hand des Vaters in seine. In diesem stillen Augenblick des Beisammenseins spürte der Vater die ganze Liebe und Fürsorge seines Sohnes – und plötzlich ging es ihm ein wenig besser.
Am nächsten Morgen erwachte der Vater erholt und gestärkt. „Mein Sohn, deine liebevolle Gegenwart war die beste Medizin für mich“, sagte er gerührt.
Voller Dankbarkeit erzählte der Junge von Meister Nasrudins Weisheit: Wahre Hilfe liegt nicht immer in großen Taten, sondern oft in einfachen Gesten der Liebe und des Mitgefühls.
So verbreitete sich der Ruf von Nasrudins Herzensgüte und die Menschen erinnerten sich daran, dass es manchmal die größte heilende Kraft hat, einfach für jemanden da zu sein.