Es ist halb neun mor­gens. Im Büro star­tet der Tag wie immer: Men­schen ver­sam­meln sich um die Kaf­fee­ma­schi­ne, war­ten auf ihren ers­ten Kaf­fee und plau­dern über das Wet­ter, den Stau oder die Serie von ges­tern Abend. Für vie­le Füh­rungs­kräf­te ist das nur Leer­lauf – die Zeit, bevor die „rich­ti­ge“ Arbeit los­geht.

Aber die wirk­lich Guten wis­sen: Genau hier, an der Kaf­fee­ma­schi­ne, pas­siert Füh­rung.

Füh­rung in den klei­nen Momen­ten

Füh­rung fin­det nicht nur in Mee­ting­räu­men oder bei Jah­res­ge­sprä­chen statt. Sie pas­siert zwi­schen­durch, in den Momen­ten, die nicht im Kalen­der ste­hen. An der Kaf­fee­ma­schi­ne begeg­nen sich alle auf Augen­hö­he – der Chef war­tet genau­so auf sei­nen Cap­puc­ci­no wie die neue Prak­ti­kan­tin.

Die­se Momen­te sind Gold wert, weil sie echt sind. Kein Dreh­buch, kei­ne Prä­sen­ta­ti­on, kei­ne vor­be­rei­te­ten Noti­zen. Nur Men­schen, die sich begeg­nen, bevor der Tag sie in ihre Rol­len zwängt.

Was die Wis­sen­schaft dazu sagt

Stu­di­en zei­gen: Die bes­ten Arbeits­be­zie­hun­gen ent­ste­hen nicht durch aus­ge­klü­gel­te Team­buil­ding-Events, son­dern durch klei­ne, zufäl­li­ge Begeg­nun­gen. Ein kur­zes Lächeln an der Kaf­fee­ma­schi­ne kann mehr bewir­ken als ein stun­den­lan­ger Work­shop.

Die Leu­te ver­ges­sen, was du in der letz­ten Prä­sen­ta­ti­on gesagt hast. Aber sie erin­nern sich, ob du sie nach ihrem Befin­den gefragt hast – und ob du wirk­lich zuge­hört hast.

Wie Kaf­fee­kan­ne-Füh­rung funk­tio­niert

Ech­te Füh­rung an der Kaf­fee­ma­schi­ne hat vier Zuta­ten:

Da sein, nicht glän­zen. Du stehst da, ohne etwas bewei­sen zu müs­sen. Kein Ver­kaufs­ge­spräch, kein Impo­nie­ren. Ein­fach ein Mensch, der wie alle ande­ren auf sei­nen Kaf­fee war­tet.

Neu­gier statt Plan. Du fragst nach dem Wochen­en­de, weil es dich inter­es­siert. Nicht, weil es im Füh­rungs­hand­buch steht. Ech­tes Inter­es­se spürt man – und das macht den Unter­schied.

Zeit statt Hek­tik. Die Kaf­fee­ma­schi­ne ist lang­sam, und das ist gut so. Ver­trau­en braucht Zeit. Du hetzt nicht, checkst nicht neben­bei dein Han­dy. Die­se paar Minu­ten gehö­ren dem Moment.

Mensch statt Mas­ke. Du bist nicht „die Füh­rungs­kraft“, son­dern ein Mensch – viel­leicht müde, viel­leicht mit Sor­gen, viel­leicht mit klei­nen Freu­den. Das macht dich nicht schwä­cher, son­dern ver­bin­det.

War­um wir das ver­lernt haben

Irgend­wann haben wir ange­fan­gen, Füh­rung in Zah­len zu pres­sen. KPIs, Feed­back-For­mu­la­re, Ziel­ver­ein­ba­run­gen – alles wich­tig, kei­ne Fra­ge. Aber in dem gan­zen Mes­sen und Opti­mie­ren haben wir über­se­hen, was Men­schen wirk­lich antreibt: Ver­trau­en. Und das wächst nicht in Tabel­len, son­dern in ech­ten Gesprä­chen.

Die Iro­nie? Je mehr wir Füh­rung pro­fes­sio­na­li­siert haben, des­to stei­fer ist sie gewor­den. Die stärks­ten Füh­rungs­mo­men­te sind oft die, die kei­ner geplant hat.

Zurück zu dem, was wir eigent­lich kön­nen

Kaf­fee­kan­ne-Füh­rung ist kei­ne neue Tech­nik, die man ler­nen muss. Es ist ein Zurück zu etwas, das wir alle kön­nen: Men­schen begeg­nen. Ohne Plan, ohne Ziel – außer viel­leicht, ein gutes Gespräch zu füh­ren.

Und genau weil es kein Ziel ver­folgt, wirkt es so stark. Men­schen mer­ken, wenn jemand echt ist. Und sie öff­nen sich, wenn sie das spü­ren.

Vom Den­ken zum Tun

Kaf­fee­kan­ne-Füh­rung ist kei­ne Metho­de, die man anknip­sen kann. Es ist eine Hal­tung. Du kannst nicht beschlie­ßen, ab mor­gen „authen­tisch“ zu sein. Aber du kannst ent­schei­den, da zu sein. Neu­gie­rig zu sein. Dir Zeit zu neh­men für die klei­nen Momen­te.

Die nächs­te Kaf­fee­pau­se ist eine Chan­ce. Nicht für ein Mit­ar­bei­ter­ge­spräch oder Net­wor­king. Son­dern für das, was Füh­rung im Kern aus­macht: ech­te Ver­bin­dung.

Manch­mal ist die bes­te Füh­rung die, die gar nicht nach Füh­rung aus­sieht. Manch­mal reicht es, ein­fach da zu sein, wenn der Kaf­fee durch­läuft.